Die Drachen by Conrad Julia

Die Drachen by Conrad Julia

Autor:Conrad, Julia [Conrad, Julia]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783492266178
Amazon: 3492266177
Herausgeber: Piper Verlag GmbH
veröffentlicht: 2006-06-29T22:00:00+00:00


Das neue Reich

Ritter Viborgs erste Regung war gewesen, mit seinem Tross im gestreckten Galopp zurückzureiten, den Usurpator Churon vom Thron zu fegen und sich selbst daraufzusetzen, aber sein Ratgeber Tersan - und noch mehr die Erinnerung an seinen Traum -überzeugte ihn, dass die Kaiserstadt ein sinkendes Schiff war. Die Soldaten hatten rasch einige der neuen Bewohner der Ruinenstadt gefasst und zum Reden gebracht, und die Leute erzählten ihnen in allen Einzelheiten, warum sie aus Thurazim geflohen waren. Warum sollte er sich dort in Kämpfen mit den Priestern aufreiben, wenn er hier König und Kaiser sein konnte und herrschen, wie es ihm richtig erschien? In der goldenen Stadt hätte er sich weiterhin mit all dem frommen Mumpitz herumschlagen müssen, mit den hunderterlei Regeln und Vorschriften, die sich im Lauf der Jahrhunderte aufgehäuft hatten, und all das würde nur dazu führen, dass seine Kraft erlahmte wie die eines Mannes, der im Treibsand zu laufen versucht. Hier aber konnte er mit frischem Mut ans Werk gehen und alles nach seinem Willen ordnen.

Er quartierte seine Soldaten in den am wenigsten verfallenen Gebäuden ein, erlaubte den Unbewaffneten, sich nach Belieben eine Ruine auszusuchen, und ordnete an, dass sich jeder, der in Chiritai wohnen wollte, mit aller Kraft am Aufbau der Stadt beteiligen müsse. Bald stellte er fest, dass es mit jedem Tag mehr Hände wurden, die mitarbeiteten. Ein Strom von Flüchtlingen

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kam aus Thurazim, Sundaris, Schecken, und jede Nacht ein Schwärm Mondscheiner, die es sich in den Kellern behaglich machten.

Graf Viborg war ein stolzer Sundar, aber er dachte in erster Linie praktisch, und so fragte er Tersan: »Da so viele Mondscheiner hierher kommen, werden sie Datura opfern wollen. Sollen wir es ihnen gestatten?«

»Mein König«, erwiderte Tersan mit einem feinen Lächeln, »lasst die Leute opfern, wem sie wollen, es fließen ja doch alle Opfer in Eure Kasse, und je mehr verschiedene Priester es gibt, desto mehr sind sie mit Zänkereien untereinander beschäftigt und sehen davon ab, an Eurem Thron zu rütteln. Lasst die Mondscheiner opfern und beten, so viel sie wollen, und sorgt dafür, dass sie arbeiten, so viel wir wollen. Wenn Ihr ihnen keinen Zwang auferlegt, haben wir Leute, die die Nacht hindurch so viel arbeiten wie die anderen bei Tag, und die Stadt wird doppelt so schnell wachsen.«

Jubel brach unter den Mondscheinern aus, als ein königliches Dekret verkündete, dass sie die gleichen Rechte und Pflichten wie die Sundaris hätten, nur eben bei Nacht. Von nun an kehrten jeden Abend müde Sundaris von der Arbeit nach Hause, und ausgeruhte Mondscheiner nahmen ihren Platz ein und arbeiteten im Mondlicht und beim Schein der Laternen. Die Schecken durften sich aussuchen, ob sie bei Tag oder Nacht arbeiten wollten, aber arbeiten mussten sie, und mehr, als ihnen lieb war. Katanja überwachte den Aufbau der Stadt und ritt unermüdlich durch die staubigen, halb zerfallenen Straßen. Sie belobigte die Fleißigen, ließ ihre lange Peitsche über die Köpfe der Langsamen hinwegzischen und schleppte jeden Faulenzer und Drückeberger zum Pranger.

Das Leben war hart und mager in der jungen Stadt, denn seit König Kurdas



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